Cover of the Week #11


Sonic Youth – Schizophrenia

Nach langer Pause wieder ein Song aus einer OMC-Session für meinen Blog. Und was könnte jetzt besser passen als ein Sonic Youth Klassiker? Sonic Youth – Mensch, was für eine Band! Und was für ein Jammer, dass es die nicht mehr gibt.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich im Oktober 1988 ins legendäre “Why Not” in der Otto Bauer Gasse in Wien gestiefelt bin, um mir “Daydream Nation”, das damals brandneue Album der Band mit der brennenden Kerze am Cover zu kaufen. Was für ein geiler Scheiß! Die Platte ist auch 36 Jahre immer noch unter meinen All-Time-Favorites. Vom Opener “Teenage Riot” ganz zu schweigen. Früher war sicher nicht alles besser, aber eine Platte wie “Daydream Nation” rauszuhauen ist eine Messlatte, an der 99,9% aller Musik-Fuzzis seither gescheitert sind. Was klarerweise ein rein subjektives Urteil ist, denn man muss schon bereit sein, in den Sonic Youth Sound einzutauchen, um “Daydream Nation” zu verstehen und hören zu können. Das ist nichts für Sonntagmorgen Café Latte und Croissant … wobei … Jedenfalls: Gefühlt 99,9% aller Musik-Hörer mit Sonic Youth genau gar nichts anfangen und halten “Daydream Nation” für grauenhaften Lärm und unhörbaren Krach.

So what… mit “Daydream Nation” hatte mich die Band jedenfalls erobert. Und das legendäre Konzert zur “Daydream Nation” Tour in der Arena hat das ein für alle Mal besiegelt. Die ca. 30 cm, die Sonic Youth in meinem Plattenregal einnehmen, sagen eigentlich alles.

Heute aber kein Stück aus “Daydream Nation”, sondern “Schizophrenia” vom Vorgängeralbum “Sister” aus 1987. Der Song, mit dem die Band auch das letzte Konzert, das ich gesehen habe, eröffnet hat. 2009, beim Donaufestival in Krems. Die Band hat damals ein Best-of-Set hingeknallt, das ca. 99,9% identisch mit dem Mix-Tape aus Sonic Youth-Klassikern war, das seinerzeit in meinem Autoradio in Dauerschleife lief. Ich stand damals – wie meistens – quasi in der vordersten Reihe und habe mein Handy genutzt, um den Opener mitzufilmen. Ja, ich weiß, es ist Kacke, mit dem Handy in der Hand im Konzertsaal zu stehen. Und ich mache das normalerweise auch nicht. Besser den Moment genießen und sich in die Musik fallen lassen, als ein verwackeltes Video zu haben, das es online tausendfach und tausendmal besser gibt. 15 Jahre später bin ich aber froh, das das damals gemacht zu haben. Zwei Jahre nach dem Konzert war die Band nämlich Geschichte. Hier ist das Video vom – soweit ich weiß – auch letzten Sonic Youth Gig in Österreich.

I went away to see an old friend of mine
His sister came over she was out of her mind
She said Jesus had a twin who knew nothing about sin
She was laughing like crazy at the trouble I′m in

Her light eyes were dancing she is insane
Her brother says she’s just a bitch with a golden chain
She keeps coming closer saying “I can feel it in my bones,

schizophrenia is taking me home”

My future is static, it′s already had it
I could tuck you in and we can talk about it
I had a dream and it split the scene
But I got a hunch, it’s coming back to me

Und hier ist mein “Schizophrenia”. Wie immer etwas frei interpretiert. Aber Werktreue war nie mein Fach. Es geht mir darum, den Spirit einzufangen. Das Abenteuer, nicht darum, Thurston, Lee, Kim und Steve zu kopieren. Und dann sowieso daran zu scheitern und in Uncoolness zu versinken. Außerdem ist es ohnehin ein nahezu unmögliches Unterfangen, einen Sonic Youth Song mit der akustischen Gitarre halbwegs originalgetreu zu spielen. Also sorry und danke, SY. Für 100 Jahre und mehr Inspiration, Haltung und die Musik, natürlich. XXX


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